Ulrike Holler wurde 1944 geboren. Nach dem Abitur begann sie 1963 ein Volontariat beim Hessischen Rundfunk (HR) in Frankfurt.
Das anschließende Studium finanzierte sie mit Beiträgen für den Hörfunk. Nach dem Examen kehrte sie zum HR zurück.
In den gut 40 Jahren ihrer Tätigkeit für die Hörfunkprogramme des HR und anderer Sender der Arbeitsgemeinschaft Öffentlich-Rechtlicher Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) hat sie immer wieder über Probleme gesellschaftlicher Randgruppen berichtet. Ob das Obdachlose im Frankfurter Bahnhofsviertel, ausbildungswillige Straftäterinnen im Frauen-Knast, Bezieher von Arbeitslosengeld II (ALG II) oder eine Frau mit einem „Ein-Euro-Job“ waren, immer wieder legte die Journalistin ihre Finger in offene Wunden.
Sie berichtete über die Abschiebe-Praxis am Frankfurter Flughafen und die Verhältnisse, unter denen Menschen dort oft wochenlang festgesetzt waren. Sie erinnerte an Zwangsarbeiterinnen während der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft oder an das Jubiläum des integrativen Kindergartens der Französischen Gemeinde in Frankfurt.
Ulrike Holler hat sozial benachteiligten Mitmenschen ihre Stimme gegeben. Teilnahmsvoll und engagiert, zugleich aber sachlich und informativ, hat sie über gesellschaftliche Mißstände berichtet.
Dabei bewies sie Mut, denn nicht immer waren ihre Beiträge stromlinienförmig. Häufig erntete sie Kritik von Seiten derjenigen, die für die geschilderten Probleme verantwortlich zeichneten. Dennoch hat sie an ihrem Verständnis eines engagierten Journalismus konsequent festgehalten.
In einer Zeit, in der Geld und Erfolg vielfach wichtiger genommen werden als Solidarität und Verantwortung, gibt Ulrike Holler mit ihren engagierten Berichten ein leuchtendes Beispiel für einen menschenfreundlichen Journalismus. Sie rückt den unabdingbaren Respekt vor der Würde des Menschen in den Mittelpunkt.
In ihrer Arbeit hat sie diesem Respekt auf eindrucksvolle Weise Ausdruck verliehen. Ihre Berichte zeugen von ihrem persönlichen Einsatz für die Würde jedes Menschen ohne Ansehen seiner sozialen Stellung. Damit ist sie ein Vorbild für junge Journalistinnen und Journalisten, die mit ihrer Arbeit zu einer verständnisvolleren Grundhaltung der Gesellschaft gegenüber den „Underdogs“ beitragen könnten. Jürgen Neitzel