Die Humanistische Union (HU) trauert um Amnon Orbach. Der Träger des Marburger Leuchtfeuers 2022 ist am Sonntag (18. August) gestorben.
„mit Betrübnis haben wir vom Tod des Leuchtfeuer-Preisträgers Amnon Orbach erfahren“, schrieb der Marburger HU-Regionalvorsitzende Franz-Josef Hanke am 22. August 2024 in einem Kondolenzschreiben an Ehefrau Hannelore Orbach und die Jüdische Gemeinde Marburg. „Die Preisverleihung am 22. Mai 2022 in der Marburger Synagoge bleibt unvergesslich. Besonders beeindruckend war damals auch die sichtliche Zuneigung, die die Mitglieder der Jüdischen Gemeinde ihrem langjährigen Vorsitzenden entgegengebracht haben und die sich in einem wahren Meer von Blumen ausdrückte.“
Orbach wurde 1930 in Jerusalem geboren. 1982 kam er nach Marburg. Er gründete die Jüdische Gemeinde wieder neu und wurde deren Vorsitzender.
Am Pilgrimstein gründete er die erste Synagoge in Marburg nach der Shoa. Auch die jetzige Synagoge an der Liebigstraße geht ganz maßgeblich auf seinen Einsatz zurück. Stark engagiert hat er sich für Jüdinnen und Juden, die in der Sowjetunion geboren wurden und in den 90er Jahren nach Marburg gekommen waren.
Zudem hat Orbach sich herausragende Verdienste für den interreligiösen Dialog mit Christen und Muslimen erworben. Jahrzehntelang war er Mitglied der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und wurde kurze Zeit später deren jüdischer Vorsitzender. Auch pflegte er gute Kontakte zur islamischen Gemeinde in Marburg.
„Amnon Orbach hat die Marburger Gesellschaft beim Fertigstellen, beim Schreiben der letzten Buchstaben der neuen Torarolle voll eingebunden“, erinnerte sich der Jury-Vorsitzende Egon Vaupel. So konnte nicht nur der Oberbürgermeister für die Stadtgesellschaft, sondern auch der Vorsitzende der muslimischen Gemeinde aktiv mit dabei sein. „Dies hat es vorher in der Welt noch nie gegeben, wurde weltweit berichtet und ist zu entscheidenden Teilen Amnon Orbach zu verdanken.“
Vor Allem seinem jahrzehntelangen Wirken sei es zu verdanken, dass „jüdisches Leben und die Synagoge heute ebenso zu Marburg gehören wie die Elisabethkirche und das Rathaus“, erklärte Vaupel damals in seiner Preisbegründung. Ohne Amnon Orbach wäre die Jüdische Gemeinde marburg heute nicht jener Leuchtturm interreligiöser Toleranz und humanitären Engagements, der sie seit Jahrzehnten bereits ist.“
„Die Leistungen von Amnon Orbach für das Jüdische Leben in Marburg sowie für Toleranz und gegen Antisemitismus sind beeindruckend und werden garantiert auch dauerhaft ihre Spuren hinterlassen“, schrieb Hanke an die Hinterbliebenen. „Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es mir ein wichtiges Anliegen, Ihnen die klare und entschiedne Haltung der HU Marburg gegen Rassismus und Antisemitismus sowie für das friedliche Zusammenleben in gegenseitigem Respekt zu übermitteln, die wir an Amnon Orbach so sehr geschätzt und geachtet haben.“