Helena Steinhaus wurde am Donnerstag (12. Juni) mit dem „Marburger Leuchtfeuer“ 2025 ausgezeichnet. Sie setzt Mit Menschlichkeit gegen Armut.
Sie macht auf die Folgen aufmerksam, die der Bezug von Sozialleistungen auf die Betroffenen haben kann, und unterstützt mit dem Verein „Sanktionsfrei“ Leistungsbeziehende. Dafür hat Helena Steinhaus am Donnerstag (12. Juni) im Historischen Saal des Rathauses das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ erhalten.
Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter hat die Geschäftsführerin des Vereins „Sanktionsfrei“ in ihrer Jugend zeitweise selbst staatliche Leistungen – „Hartz IV“ – bezogen. Unermüdlich weist sie auf die Folgen hin, die Sanktionen, Stigmatisierung sowie die finanzielle Not im Allgemeinen für die Betroffenen, ihre Angehörigen und ihr soziales Umfeld haben. Der – von Steinhaus gegründete – Verein „Sanktionsfrei“ unterstützt und berät Leistungsbeziehende juristisch und finanziell.
Mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ würdigen die Universitätsstadt Marburg und die Humanistische Union (HU) das Eintreten von Helena Steinhaus für einen angstfreien Bezug von Sozialleistungen. „Das Marburger Leuchtfeuer richtet den Fokus auf soziale Bürgerrechte und darauf, dass wir Armut beseitigen müssen“, sagte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Armut grenzt aus, Armut macht krank, und sie führt am Ende dazu, dass uns Menschen für gesellschaftlichen Zusammenhalt verloren gehen.“ Beim Leuchtfeuer gehe es „um Personen mit Haltung, die sich in herausragender Weise engagieren; und das verkörpern Sie, Helena Steinhaus“.
Spies und der Jury-Vorsitzende Egon Vaupel überreichten ihr die Auszeichnung während einer Feierstunde im Rathaus. Die Laudatio auf die Preisträgerin hielt der Journalist und Aktivist Arne Semsrott: „Bürgergeldempfänger*innen haben im aktuellen Diskurs in der Regel meist keine eigene Stimme. Diesem Diskurs setzt Helena Menschlichkeit entgegen. Sie hat vor knapp 10 Jahren ,Sanktionsfrei‘ gegründet, ein Projekt, das innerhalb dieses Diskurses erstmal so unwahrscheinlich wirkt und so unwahrscheinlich erfolgreich ist, wie es gleichzeitig auch klar ist – klar in der Prämisse, dass eigentlich gegen Armut eine einzige Sache als erstes hilft und das ist Geld.“
Semsrott ist Projektleiter von „Frag den Staat“ und Gründer der Initiative „Freiheitsfonds“. Für seine Arbeit habe er viel von Steinhaus gelernt, erklärte er in seiner Laudatio.
Die Preisträgerin bedankte sich für die Auszeichnung: „Ich nehme das Leuchtfeuer natürlich gerne entgegen. Nicht als persönliche Ehrung, sondern stellvertretend für alle, die in diesem Land durch Armut systematisch oft in große Not gebracht werden. Und ich nehme es als Mahnung und Erinnerung daran, dass wir in einem der wohlhabendsten Ländern der Welt leben und in dem trotzdem 14 Millionen unterhalb der Armutsgrenze leben müssen.“
Aus ihrer Arbeit mit Armutsbetroffenen bei „Sanktionsfrei“ berichtete Steinhaus: „Wir erleben ganz klar, dass das Bürgergeld nicht reicht für gesunde Ernährung, soziale Teilhabe oder überhaupt für ein Leben in Würde.“ Der Jury-Vorsitzende Egon Vaupel betonte: „Helena Steinhaus fügt sich hervorragend ein in die lange Liste der bisherigen Preisträger*innen. Sie macht da weiter, wo die Leuchtfeuer-Preisträgerin Inge Hannemann aus gesundheitlichen Gründen kürzertreten musste.“ Gemeinsam mit Hannemann hat Steinhaus 2016 den Verein „Sanktionsfrei“ gegründet.
„Ich bin sicher, dass die immer weiter auseinanderklaffende Schere zwischen Armut und Reichtum in Deutschland einer der Hauptgründe für die Politikverdrossenheit ist, weil sich immer mehr Menschen abgehängt fühlen; und das ist eine der größten Gefahren für die Demokratie“, sagte der HU-Regionalvorsitzende Franz-Josef Hanke. „Sie, liebe Helena Steinhaus, sind jemand, die wirklich engagiert gegen diese soziale Spaltung ankämpft.“ Die Jury überreichte als Zeichen der Wertschätzung ein Kunstwerk der Marburger Künstlerin Jessica Petraccaro-Goertsches.
* pm: Stadt Marburg