Sehr geehrte Damen und Herren,
am 10. Mai 1933 – heute vor 80 Jahren – haben in 22 deutschen Städten öffentliche Bücherverbrennungen stattgefunden. Auch auf dem Kempfrasen im Marburger Südviertel haben Studenten im Rahmen dieser Aktion „gegen den undeutschen Geist“ Bücher bedeutender Schriftsteller und kritischer Geister in die Flammen geworfen.
Auf die symbolische Verbrennung des – in Büchern matierialisierten – Geistes folgte bald die Ermordung angeblich „lebensunwerten Lebens-“ in Postbussen und die Ermordung von Millionen Menschen in Gaskammern sowie in einem grausamen und verbrecherischen Krieg. Aus dem vielgepriesenen „Land der Dichter und Denker“ wurde ein Land der Scharfrichter und Henker.
Was – meine Damen und Herren – wäre passender, als am 80. Jahrestag dieses faschistischen Angriffs auf Zivilisation und Kultur den Wert von Kultur für das menschliche Miteinander in den Mittelpunkt einer Veranstaltung zu rücken. Genau das werden wir heute – glücklicherweise aber in einer weitgehend freudigen Veranstaltung – angehen.
Freudig ist der Anlass trotz einiger Wermutstropfen, die den Auslöser für das Wirken der diesjährigen Preisträgerin bilden. Gäbe es in Deutschland eine Sozialpolitik, die diesen Namen verdiente, dann hätte Hilde Rektorschek sich weder in der Marburger Tafel engagieren noch die Kulturloge Marburg gründen müssen.
Die bundesweite Verbreitung sogenannter „Tafeln“ zeugt vom schmählichen Scheitern einer Politik, die ihre Sparaktionen auf den Rücken der ohnehin schon Schwächsten durchsetzt. Die Durchsetzung des Menschenrechts auf Kultur wäre jedoch eine – nach dem internationalen Völkerrecht verpflichtende – Aufgabe des Staates. Dass Menschen wie Frau Rektorschek für diese Anliegen ihre Zeit und ihre Schaffenskraft einsetzen, ist überaus lobenswert; zugleich ist ihr Handeln aber eine betrübliche Form bürgerlicher Nothilfe anstelle staatlicher Grundsicherung.
Würdigen wollen wir heute indes das Engagement einer Frau für das Menschenrecht auf Kultur und das Recht auf Nahrung, die die Not ihrer Mitbürger gesehen und tatkräftig eingegriffen hat. Würdigen wollen wir die Kultur als eine Art Klebstoff, der die Gesellschaft zusammenhält und ihr einen Spiegel vorhält.
Für seine Bereitschaft, heute die Laudatio auf die Preisträgerin zu halten, danke ich dem langjährigen Marburger Theaterintendanten Ekkehard Dennewitz ganz herzlich. Damit setzt er zugleich auch ein Zeichen für die Sozialpflichtigkeit von Kultur. Denn ebensowenig, wie die Gesellschaft ohne Kultur eine Zukunft hat, kann sich Kultur ohne die Gesellschaft entfalten.
All diese Themen werden wir im Rahmen der anschließenden Feierstunde aber noch aus berufenerem Munde erklärt bekommen. Auf diese Ausführungen freue ich mich mit Ihnen allen.
Auf die symbolische Verbrennung des – in Büchern matierialisierten – Geistes folgte bald die Ermordung angeblich „lebensunwerten Lebens-“ in Postbussen und die Ermordung von Millionen Menschen in Gaskammern sowie in einem grausamen und verbrecherischen Krieg. Aus dem vielgepriesenen „Land der Dichter und Denker“ wurde ein Land der Scharfrichter und Henker.
Was – meine Damen und Herren – wäre passender, als am 80. Jahrestag dieses faschistischen Angriffs auf Zivilisation und Kultur den Wert von Kultur für das menschliche Miteinander in den Mittelpunkt einer Veranstaltung zu rücken. Genau das werden wir heute – glücklicherweise aber in einer weitgehend freudigen Veranstaltung – angehen.
Freudig ist der Anlass trotz einiger Wermutstropfen, die den Auslöser für das Wirken der diesjährigen Preisträgerin bilden. Gäbe es in Deutschland eine Sozialpolitik, die diesen Namen verdiente, dann hätte Hilde Rektorschek sich weder in der Marburger Tafel engagieren noch die Kulturloge Marburg gründen müssen.
Die bundesweite Verbreitung sogenannter „Tafeln“ zeugt vom schmählichen Scheitern einer Politik, die ihre Sparaktionen auf den Rücken der ohnehin schon Schwächsten durchsetzt. Die Durchsetzung des Menschenrechts auf Kultur wäre jedoch eine – nach dem internationalen Völkerrecht verpflichtende – Aufgabe des Staates. Dass Menschen wie Frau Rektorschek für diese Anliegen ihre Zeit und ihre Schaffenskraft einsetzen, ist überaus lobenswert; zugleich ist ihr Handeln aber eine betrübliche Form bürgerlicher Nothilfe anstelle staatlicher Grundsicherung.
Würdigen wollen wir heute indes das Engagement einer Frau für das Menschenrecht auf Kultur und das Recht auf Nahrung, die die Not ihrer Mitbürger gesehen und tatkräftig eingegriffen hat. Würdigen wollen wir die Kultur als eine Art Klebstoff, der die Gesellschaft zusammenhält und ihr einen Spiegel vorhält.
Für seine Bereitschaft, heute die Laudatio auf die Preisträgerin zu halten, danke ich dem langjährigen Marburger Theaterintendanten Ekkehard Dennewitz ganz herzlich. Damit setzt er zugleich auch ein Zeichen für die Sozialpflichtigkeit von Kultur. Denn ebensowenig, wie die Gesellschaft ohne Kultur eine Zukunft hat, kann sich Kultur ohne die Gesellschaft entfalten.
All diese Themen werden wir im Rahmen der anschließenden Feierstunde aber noch aus berufenerem Munde erklärt bekommen. Auf diese Ausführungen freue ich mich mit Ihnen allen.
Franz-Josef Hanke