„Nur nicht die Wut verlieren!“ So wollte Sabriye Tenberken ihr neues Buch eigentlich übertiteln, doch den Verlag erinnerte das zu sehr an Pegida. Deswegen lautet der Titel nun „Die Traumwerkstatt von Kerala“.
Ihre „Traumwerkstatt“ in Indien stellten die blinde Tibetologin und ihr Lebensgefährte Paul Kronenberg am Dienstag (29. September) im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) vor. Knapp 40 Interessierte waren der Einladung des Vereins Kulturelle Aktion „Strömungen“, des Buchladens „Roter Stern“ und der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) gefolgt, an der Tenberken ihr Abitur erworben hat.
Abwechselnd lasen Tenberken und Kronenberg Kapitel aus dem Buch. Dazwischen erläuterten sie das Konzept ihres „Kanthari-Instituts“ und stellten dessen Absolventen und ihre Projekte auch mit kurzen Filmen vor.
Als „Kanthari“ bezeichnet Tenberken Menschen, die die Welt verändern möchten. „Die Welt hat dringend Veränderungen nötig“, stellte sie fest. „Wenn wir wirklich wollen, können wir die Welt auch verändern.“
Das Wort „Kanthari“ bezeichnet eine scharfe Schote, die abseits der Wege wild wächst. Teilnehmende an Kursen des Kanthari-Instituts seien meist auch Menschen, die Ausgrenzung erlebt haben und daraus eine starke Motivation beziehen, Strukturen in der Gesellschaft zu ändern.
24 Menschen nehmen gleichzeitig an einem Kurs des Instituts teil. Theater, Musik, Gespräche und ein Erfahrungsaustausch mit qualifizierten Coachs bilden das Programm.
Im Zentrum steht dabei, die Träume der Teilnehmenden zu ergründen. Dann werden sie ermutigt, diese Träume umzusetzen.
Der sehbehinderte Nicholas war in der Schule gemobbt worden. In seinem afrikanischen Herkunftsland hat er nun eine Schule für lernbehinderte Kinder aufgebaut, die in erster Linie auf Ermutigung und Stärkung setzt. Die Erfolge der Schüler in weiterführenden Schulen geben dem Kanthari-Absolventen und seinem Konzept Recht.
Jane ist Albino. Wegen ihrer sehr hellen Haut wird sie in Afrika häufig für eine Hexe gehalten. Ihr Projekt wendet sich gegen den mörderischen Hexenglauben, der viele afrikanische Albinos bereits das Leben gekostet hat.
Eindrucksvoll dokumentierten Tenberken und Kronenberg die Gefährdungslage dieses Projekts, indem sie ein Foto zeigten und beschrieben, das das Institut der Kanthari-Absolventin in direkter Nachbarschaft zu einem Gebäude der Vereinten Nationen (UN) zeigt: Stacheldrahtzäune und Sicherheitsanlagen schützen nicht etwa die UNO, sondern das Albino-Projekt. Ständig wird Projektleiterin Jane von zwei Bodyguards begleitet.
Flüssig las Tenberken ihren Text von einem Manuskript in der tastbaren Brailleschrift ab. Überaus lebendig und bildreich beschrieb sie zwischendurch ihr Projekt, seine Teilnehmenden und die Ziele.
Dabei gelang es der blinden Aktivistin mühelos, die Anwesenden zu packen und zu begeistern. „Wir können die Welt ändern, wenn wir unsere Träume zielstrebig verfolgen“, lautete ihre Kernbotschaft. Die Welt brauche „Kantharis“, die sich dieser Herausforderung mutig stellen.
Für ihr Engagement hat Tenberken 2009 das Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte der Universitätsstadt Marburg und der Humanistischen Union (HU) erhalten. Damals stand das Kanthari-Institut in Kerala noch ganz am Anfang. Zuvor hatten Tenberken und Kronenberg in Lhasa die erste Blindenschule Tibets aufgebaut.
„Blindheit ist nicht in erster Linie eine Behinderung, sondern vor allem eine Herausforderung und damit letztlich auch eine Bereicherung“, sagte sie. Blinde seien geübte Problemlöser, weil sie täglich gezwungen seien, Schwierigkeiten zu bewältigen, die ihnen die auf Sehende ausgerichtete Umwelt bereitet. Zudem entwickelten Blinde Fähigkeiten wie ein geübteres Gedächtnis oder mehr Sensibilität beim Zuhören.
Nicht nur für die blinden Veranstaltungsbesucher war diese Aussage Balsam; ein langanhaltender Schlussapplaus bewies die Begeisterung aller Anwesenden über die beeindruckende Buchvorstellung und das ermutigende Projekt. Mit ihrem mitreißenden Vortrag hat Tenberken deutlich gezeigt, wie bereichernd Blinde für die Gesellschaft sein können.
Ihre „Traumwerkstatt“ in Indien stellten die blinde Tibetologin und ihr Lebensgefährte Paul Kronenberg am Dienstag (29. September) im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) vor. Knapp 40 Interessierte waren der Einladung des Vereins Kulturelle Aktion „Strömungen“, des Buchladens „Roter Stern“ und der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliStA) gefolgt, an der Tenberken ihr Abitur erworben hat.
Abwechselnd lasen Tenberken und Kronenberg Kapitel aus dem Buch. Dazwischen erläuterten sie das Konzept ihres „Kanthari-Instituts“ und stellten dessen Absolventen und ihre Projekte auch mit kurzen Filmen vor.
Als „Kanthari“ bezeichnet Tenberken Menschen, die die Welt verändern möchten. „Die Welt hat dringend Veränderungen nötig“, stellte sie fest. „Wenn wir wirklich wollen, können wir die Welt auch verändern.“
Das Wort „Kanthari“ bezeichnet eine scharfe Schote, die abseits der Wege wild wächst. Teilnehmende an Kursen des Kanthari-Instituts seien meist auch Menschen, die Ausgrenzung erlebt haben und daraus eine starke Motivation beziehen, Strukturen in der Gesellschaft zu ändern.
24 Menschen nehmen gleichzeitig an einem Kurs des Instituts teil. Theater, Musik, Gespräche und ein Erfahrungsaustausch mit qualifizierten Coachs bilden das Programm.
Im Zentrum steht dabei, die Träume der Teilnehmenden zu ergründen. Dann werden sie ermutigt, diese Träume umzusetzen.
Der sehbehinderte Nicholas war in der Schule gemobbt worden. In seinem afrikanischen Herkunftsland hat er nun eine Schule für lernbehinderte Kinder aufgebaut, die in erster Linie auf Ermutigung und Stärkung setzt. Die Erfolge der Schüler in weiterführenden Schulen geben dem Kanthari-Absolventen und seinem Konzept Recht.
Jane ist Albino. Wegen ihrer sehr hellen Haut wird sie in Afrika häufig für eine Hexe gehalten. Ihr Projekt wendet sich gegen den mörderischen Hexenglauben, der viele afrikanische Albinos bereits das Leben gekostet hat.
Eindrucksvoll dokumentierten Tenberken und Kronenberg die Gefährdungslage dieses Projekts, indem sie ein Foto zeigten und beschrieben, das das Institut der Kanthari-Absolventin in direkter Nachbarschaft zu einem Gebäude der Vereinten Nationen (UN) zeigt: Stacheldrahtzäune und Sicherheitsanlagen schützen nicht etwa die UNO, sondern das Albino-Projekt. Ständig wird Projektleiterin Jane von zwei Bodyguards begleitet.
Flüssig las Tenberken ihren Text von einem Manuskript in der tastbaren Brailleschrift ab. Überaus lebendig und bildreich beschrieb sie zwischendurch ihr Projekt, seine Teilnehmenden und die Ziele.
Dabei gelang es der blinden Aktivistin mühelos, die Anwesenden zu packen und zu begeistern. „Wir können die Welt ändern, wenn wir unsere Träume zielstrebig verfolgen“, lautete ihre Kernbotschaft. Die Welt brauche „Kantharis“, die sich dieser Herausforderung mutig stellen.
Für ihr Engagement hat Tenberken 2009 das Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte der Universitätsstadt Marburg und der Humanistischen Union (HU) erhalten. Damals stand das Kanthari-Institut in Kerala noch ganz am Anfang. Zuvor hatten Tenberken und Kronenberg in Lhasa die erste Blindenschule Tibets aufgebaut.
„Blindheit ist nicht in erster Linie eine Behinderung, sondern vor allem eine Herausforderung und damit letztlich auch eine Bereicherung“, sagte sie. Blinde seien geübte Problemlöser, weil sie täglich gezwungen seien, Schwierigkeiten zu bewältigen, die ihnen die auf Sehende ausgerichtete Umwelt bereitet. Zudem entwickelten Blinde Fähigkeiten wie ein geübteres Gedächtnis oder mehr Sensibilität beim Zuhören.
Nicht nur für die blinden Veranstaltungsbesucher war diese Aussage Balsam; ein langanhaltender Schlussapplaus bewies die Begeisterung aller Anwesenden über die beeindruckende Buchvorstellung und das ermutigende Projekt. Mit ihrem mitreißenden Vortrag hat Tenberken deutlich gezeigt, wie bereichernd Blinde für die Gesellschaft sein können.
Franz-Josef Hanke