Peter Fischer erhält das Marburger Leuchtfeuer 2018. Die Preisbegründung der Jury hat deren Sprecher Egon Vaupel am 13. Juni 2018 im Historischen Saal des Rathauses vorgetragen.
Peter Fischer hat – gegen erhebliche Anfeindungen – Gesicht gezeigt und in seinem Verein und weit darüber hinaus deutlich gemacht, dass Rassismus, Diffamierung, Ausgrenzung und Hass und in unserer Gesellschaft nicht geduldet werden dürfen. Wer die alten Nazis verharmlost, ist selber Einer oder zumindest ein Steigbügelhalter für neue Nazis.
Peter Fischer erhält das Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte 2018 für seine klare Haltung gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung und Hass sowie für sein mutiges Eintreten für eine weltoffene Gesellschaft und einen ebenso weltoffenen Sport. Gerade in Zeiten wachsender Intoleranz wünscht sich die Jury ein derart vorbildliches Verhalten in allen Bereichen der Gesellschaft.
Fußball-Bundestrainer Joachim Löw – angeblich der bekannteste Deutsche – hat dazu den Wunsch formuliert: „Wie schön wäre es, wenn Deutschland auch Weltmeister im Zusammenleben wäre!“ Peter Fischer hat nach diesen Worten gehandelt und Taten folgen lassen.
Der Präsident des größten hessischen Sportvereins „Eintracht Frankfurt“ hat seine Wiederwahl riskiert, um sich schützend vor Aktive in seinem Verein zu stellen, die allein wegen ihrer Herkunft oder Hautfarbe gegenüber anderen diskriminiert werden. Rassismus und eine aktive Mitwirkung in rassistischen Parteien wie der AfD hat er für unvereinbar mit den Grundsätzen seines Vereins erklärt. Diese Aussage hat er getätigt, obwohl er sich damit zum Ziel zahlreicher persönlicher Anfeindungen und verletzender Angriffe gemacht hat.
Mit seiner Parteinahme für Mitmenschen mit Migrationshintergrund hat Peter Fischer eine klare Haltung gezeigt, die eine tiefe humanistische Überzeugung verrät. Von sich aus hat er öffentlich Stellung bezogen gegen Rassismus und Intoleranz, während andere nach rassistischen Ausfällen von Rechtspopulisten und AfD-Politikern weggetaucht sind und geschwiegen haben.
Gerade angesichts der Geschichte von „Eintracht Frankfurt“ während der Nazi-Diktatur wäre ein Schweigen fatal gewesen, war doch die Fußballmannschaft der „Eintracht“ damals diejenige mit den meisten jüdischen Mitspielern. Auch die Aussage von Alexander Gauland, Boateng werde zwar als Fußballspieler akzeptiert, doch niemand wolle gern sein Nachbar sein, hat Fischer nicht widerspruchslos hinnehmen wollen.
Trotz starken Gegenwinds und schändlicher Schmähungen ist Peter Fischer standhaft geblieben. Durch seinen Mut und seine Aufrichtigkeit ist er zu einem Vorbild für die gesamte Gesellschaft geworden. Bei der Mitgliederversammlung haben sich erfreulicherweise 99 Prozent der anwesenden Vereinsmitglieder hinter ihren Präsidenten gestellt und sein gesellschaftliches Verantwortungsbewusstsein unterstützt.
Peter Fischer ist ein Vorbild für Fairplay, Mut und Einsatzbereitschaft. Damit zeigt er Tugenden, die man im Sport braucht, um erfolgreich zu sein.
Viele Aktive engagieren sich im Sport tatkräftig für die Integration geflüchteter Menschen. Sport kann nie unpolitisch sein, wenngleich parteipolitische Partikularpositionen auf anderen Bühnen ausgetragen werden sollten. Menschlichkeit jedoch gehört zu einer lebenswerten Gesellschaft ebenso unabdingbar dazu wie beim Sport.
Die Unterstützung von Mitmenschen in existenzieller Not ohne Ansehen ihrer Herkunft ist eine humanitäre Pflicht jeder Gesellschaft. Darüber hinaus mahnt die deutsche Geschichte gerade die Nachfahren der Opfer und Täter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, Flucht und Exil als notwendigen Schutz aufrechter Demokratinnen und Demokraten zu respektieren. Gerade deshalb ist Protest gegen Antisemitismus, Rassismus und menschenverachtende Hetze die richtige Antwort auf zunehmende Geschichtsvergessenheit.
Das Eintreten gegen Rassismus und Intoleranz ist also ein notwendiger Ausdruck gelebter demokratischer Verantwortung. Die Auszeichnung mit dem Marburger Leuchtfeuer soll eine Ermutigung für alle Menschen sein, sich ebenso wie Peter Fischer mit Zivilcourage gegen Ausländerfeindlichkeit und rechtspopulistische Respektlosigkeit zu stellen. Das Licht des Marburger Leuchtfeuers fällt dabei auf die gesamte „Eintracht-Familie“, wovon viele auch in der mittelhessischen Region wohnen.
Für die Jury
Egon Vaupel