Betrüßung für die HU: Franz-Josef Hanke zur Verleihung des Marburger Leuchtfeuer 2025

Helena Steinhaus erhielt das „Marburger Leuchtfeuer“ 2025. Zur Preisverleihung am 12. Juni 2025 begrüßte Franz-Josef Hanke die Gäste für die Humanistische Union (HU).
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Arne Semsrott, sehr geehrte Festgäste, liebe Freundinnen und Freunde sowie – last but not least – liebe Helena Steinhaus,
ich habe Sie zwar erst heute morgen persönlich kennengelernt; doch hatte ich zuvor bereits von einigen Leuten viel Gutes über sie gehört. Gleich zwei engagierte Menschen haben Sie für die Auszeichnung mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ vorgeschlagen. Neben diesem Lob hat mich auch das Thema Ihrer Arbeit interessiert, das einen Schwerpunkt der Marburger HU-Arbeit betrifft.
Soziale Grundrechte sind essenziell für den Sozialen Frieden und eine gedeihliche Entwicklung der Demokratie. Davon bin ich zutiefst überzeugt. Nichts bedroht die Demokratie derzeit mehr als die ungleiche und in höchstem Maße ungerechte Verteilung von Armut und Reichtum sowie daraus entstehende Risiken von Käuflichkeit, Korruption und sozialdarwinistischer Hartherzigkeit gegenüber vermeintlich „Schwächeren“.
Über Ihre Arbeit bei „Sanktionsfrei“ werden Andere heute noch mehr und sicherlich Klügeres sagen als ich. Einer davon ist Arne Semsrott, der sich freundlicherweise bereit erklärt hat, hier heute die Laudatio zu übernehmen. Haben Sie herzlichen Dank dafür!
Lieber Arne Semsrott, sicherlich könnten Sie selber auch gut „Opfer“ einer Laudatio werden, weil auch Sie sich in herausragender Weise für die Demokratie in Deutschland engagieren. Mit Ihrer Plattform „Frag den Staat“ helfen Sie Bürgerinnen und Bürgern, aber auch Journalistinnen und Journalisten dabei, ihr Recht auf Informationsfreiheit durchzusetzen. Sie kitzeln verschwiegene Details aus der Verwaltung heraus, die sich mitunter noch in obrigkeitsstaatlicher Sturheit gebärdet.
Ich erinnere mich gut an meine Zeit im Bundesvorstand der Humanistischen Union, wo wir – insbesondere vertreten durch Dr. Christoph Bruch – für ein Informationsfreiheitsgesetz in Deutschland und auf europäischer Ebene gekämpft haben. Es hat unendlich viele Diskussionen und Anstrengungen gekostet, bis der Deutsche Bundestag nach jahrelanger Vorarbeit verschiedenster Organisationen das IFG am 5. September 2005 erlassen hat. Seit dem 1. Januar 2006 ist es in Kraft und mittlerweile zu einem selbstverständlichen Bestandteil der Bürgerrechte in Deutschland geworden.
Doch was hilft ein Gesetz, das nicht auch angewandt wird? Dort, wo wir von der HU vor 20 Jahren erfolgreich mit der Durchsetzung des IFG aufgehört haben, machen Sie mit Ihrer Plattform „Frag den Staat“ weiter. Als Zivilgesetzliche Anwälte für Informationsfreiheit verhelfen Sie Bürgerinnen und Bürgern auch dann zu ihrem verbrieften Recht, wenn Behörden mauern oder Beamte unangenehme Wahrheiten lieber verschweigen wollen.
Demokratie muss immer wieder von Neuem erkämpft werden. Das ist zwar eine Binsenweisheit, aber leider noch nicht ausreichend ins Bewusstsein breiterer evölkerungsschichten eingedrungen. Sie beide – Helena Steinhaus und Arne Semsrott – leisten mit Ihrem Engagement einen wichtigen Beitrag zum Schutz der demokratischen Rechte in Deutschland.
„Den Stand der Demokratie in einem Gemeinwesen erkennt man an seinem Umgang mit den Schwächsten.“ Das hat der Lebenshilfe-Gründer Tom Mutters einmal hier in diesem Saal gesagt. Ihr vorbildliches Eintreten für eine angstfreie und würdige Teilhabe von Menschen in wirtschaftlicher Notist der Grund, warum wir heute hier Helena Steinhaus mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ auszeichnen. Dazu meinen herzlichen Glückwunsch, Frau Steinhaus!

* Franz-Josef Hanke