Halina Pollum wurde am 15. Juli 2021 mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ ausgezeichnet. Zum Schluss der Feierstunde hielt sie ihre Dankesrede.
Sehr geehrter Oberbürgermeister Thomas Spies, sehr geehrter Herr Franz-Josef Hanke, sehr geehrter Egon Vaupel, sehr geehrte Jurymitglieder, sehr geehrte Laudatorin Frau Ackermann-Feulner, meine Damen und Herren,
vielen Dank für diese besondere Ehrung und die vielen guten und freundlichen Worte.
Um das „Leuchtfeuer“ zu entflammen, braucht man viele Feuerfunken, und ich sehe mich nur als einen davon. Die Anderen, die das Feuer zum Leuchten bringen, das sind viele ehrenamtlich tätige Frauen und Männer, die sich in Marburg tagTäglich für bedürftige Menschen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen einsetzen.
Sie sind für mich die wahren, stillen Heldinnen und Helden, deren Namen nicht in den Zeitungen oder anderen Medien stehen, ohne deren Einnsatz jedoch für viele Bedürftige das Leben sehr viel schwieriger zu meistern wäre.
Sie arbeiten als Deutsch- und NachhilfeLehrerinnen und -Lehrer, begleiten Menschen zu den verschiedenen Ämtern, Ärztinnen und Ärzten und vieles mehr – aber das Wichtigste ist, dass sie einfach da sind, wenn jemand Hilfe benötigt. Liebe Karin Ackermann-Feulner,
ich möchte mich bei dieser Gelegenheit bei Dir und Deinen jetzigen und ehemaligen Kolleginnen und Kollegen vom BSF bedanken für alles, was Ihr mit Herz und Hingabe für unseren Stadtteil Richtsberg seit Jahrzehnten leistet. Ihr habt auch mich auf dem “ sozialen Weg“ seit über 20 Jahren begleitet und unterstützt mich bis heute, wenn ich immer noch Rat und Hilfe bei Euch suche.
Schade, dass Christian Meineke und Käte Dinnebier, eine Richtsbergerin, die das Marburger Leuchtfeuer im Jahr 2007 erhalten hat, nicht mehr unter uns sind. sie wären bestimmt sehr stolz auf mich.
Ich möchte mich auch bedanken bei Erika Dorn, Sigrid Wagenknecht und auch bei den anderen Mitgliedern des „Lebenswerter Stadtteil Richtsberg“ für unsere unvergessenen Senioren- „Sammeltassennachmittage“. Diese Veranstaltungen waren für viele ältere Stadtteilbewohner und -bewohnerinnen eine seltene Gelegenheit, am gesellschaftlichen und kulturellen Leben teilzunehmen. Besonderen Dank an Reiner Dorn, der uns immer bei jeder Aktion tatkräftig unterstützt hat und Beate Classani für wunderschöne Dekorationen.
Die heutige Ehrung möchte ich gerne auch meinen Kolleginnen und Kollegen im Gesundheitswesen widmen, die besonders jetzt in der Pandemie schwerste körperliche, aber auch seelische Arbeit leisten.
Ich meine damit alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, angefangen vom Patiententransport über den Putzdienst, über Verwaltung, Pflege-,
Diagnostik-, Küchen- und Apothekenpersonal, bis hin zu Ärzten und dem technischen Dienst, die Anerkennung und Applaus verdienen, nicht nur in der „Covid-19-Pandemie, sondern auch in der Zeit danach, in der Zukunft! Bitte vergessen sie sie nicht, auch nicht nach der Pandemie!!!
Nicht nur heutzutage arbeiten in unseren Krankenhäusern und Pflegeheimen Kolleginnen und Kollegen aus vielen verschiedenen Ländern, die erste Erwähnte (nach meinem Wissen) war vor 800 Jahren „Spitalschwester“, die uns allen bekannte Ungarische Prinzessin, die bis zu ihrem Tod im Jahr 1231 in dem von ihr gegründeten Hospital tätig war. Ich meine natürlich die heilige Elisabeth.
Ich verneige mich aber vor allen Ärzten und dem Pflegepersonal in Krisengebieten, die trotz Lebensgefahr für sich und ihre eigenen Familien in ihren Ländern geblieben sind und unter schwersten Bedingungen sowohl die Coronapatienten versorgen, als auch ihre Hilfe für verwundete Zivilisten nach Anschlägen, Bomben sowie anderen Kriegsverletzungen weiterhin leisten.
Syrien, Jemen, Ghaza, Israel und der Irak liegen nur 4-5 Flugstunden von uns entfernt; und was erschreckend ist: Der Krieg kommt immer näher zu uns.
Besonderen Dank möchte ich an Hilde Rektorschek und Herrn Ritter von der Kulturloge richten.
Sie haben mit den Freikarten für Theater, Kulturveranstaltungen, Basketballspiele und Eispalast den Alltag von durch ihre Flucht oft traumatisierten Frauen und Kindern aus dem „Syra Haus“ sehr bereichert und erträglicher gemacht. Sie haben den jungen Leuten viele schöne Stunden in einer neuen, unbekannten Freizeit-Welt geschenkt. So viel Glück in ihren Augen kann man nie vergessen.
Liebe Christa Winter, ohne Deinen grenzenlosen Kampfgeist, Deine Erfahrung und Deine fachliche, aber auch einfühlsame und liebevolle Unterstützung wären viele von unseren „Schützlingen“ nicht dort angekommen, wo sie heute sind. Auch ich habe viel von Dir gelernt.
Wir beide sind sehr stolz auf das, was „unsere“ Frauen und Kinder (viele davon inzwischen Jugendliche) in den letzten, nicht immer einfachen fünf Jahren geleistet haben. Ich wünsche, dass Sie in Marburg ihr Leben im Frieden führen können und die Sozialen Bürgerrechte selbstverständlich auch Ihre Rechte werden. Einen großen Anteil an meiner Ehrung haben auch meine Mitstreiter von Mobilo.
Es gibt einen Turm auf den Lahnbergen, der durch engagierte Mitglieder des Vereins Mobilo und mit Hilfe der Stadt Marburg von einer Ruine zu einem Vorzeige- Objekt geworden ist. Was dieses Projekt so wertvoll macht sind die Menschen, die durch ihre ehrenamtliche Tätigkeit 15 Arbeitsplätze finanzieren, davon 7 für psychisch erkrankte und behinderte Menschen, die in der freien Wirtschaft leider keine großen Chancen auf einen Job hatten.
Alle Fäden hält fest in der Hand unsere Geschäftsführerin Andrea Buchenauer, für „Mütterliche“, liebevolle Fürsorge verantwortlich ist Karin Götzfried, unsere Vorsitzende Brigitte Scholz ist die beste Kochkünstlerin weit und breit mit wunderschönen, nicht nur kulinarischen neuen Ideen
und Lutz Götzfrid hat gefühlte 24 Stunden was zu reparieren, verbessern oder neu zu erfinden. Dann sind da noch wir, die Vorstandsmitglieder und die ehrenamtlichen und Fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diesen „Turm“ so einzigartig machen. Danke auch an unsere Gäste, die uns seit Jahren treu geblieben sind.
Meine ehrenamtlichen Tätigkeiten wären nicht möglich ohne Unterstützung von meinen beiden Söhnen Adam und Thomas. Ich bin Euch sehr dankbar.
Danke an alle meine oben erwähnten Mitstreiterinnen und Mitstreiter, aber auch an die, die ich in diesem kleinen Beitrag nicht Erwähnt habe, für Eure wundervolle Freundschaft.
Zum Schluss möchte ich mich noch einmal bei der Jury der Humanistischen Union und bei der Stadt Marburg für das Leuchtfeuer bedanken. Als mich Herr Hanke vor einigen Wochen angerufen hatte, um mir Ihre Entscheidung zu verkünden, war ich mir nicht so ganz sicher, ob ich es verdient habe. Ich stehe jetzt vor Ihnen allein, aber stellvertretend für all die wunderbaren Menschen, die mich auf meinem Weg begleitet haben.
Ich hoffe, diese Ehrung wird die vielen anderen Frauen und Männer, (auch mit Migrationshintergrund), die sich für ein soziales, Menschenwürdiges Zusammenleben einsetzen, ermutigen, weiter zu machen.
Ich danke Ihnen allen für diesen wunderschönen Tag und wünsche einen schönen Sommerabend. Bleiben Sie bitte gesund!
Halina Pollum
Pingback: Preisverleihung am 15. Juli 2021: Manuskripte und Videos – Marburger Leuchtfeuer für soziale Bürgerrechte