Marburger Leuchtfeuer 2014 für Dr. Ulrich Schneider – Preisbegründung der Jury

Mit dem Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte würdigt die Jury das kontinuierliche und konsequente Eintreten von Dr. Ulrich Schneider für ein menschenwürdiges Existenzminimum. Von Beginn der sogenannten „Hartz-Reformen“ an hat er sich für einen Regelsatz eingesetzt, der ein Leben in der Gemeinschaft ohne kulturelle oder soziale Ausgrenzung ermöglicht.<!–more–>

Der Preisträger des Marburger Leuchtfeuers 2014 ist ein aufrechter Demokrat, Verfechter der Gleichheit aller Menschen und Verteidiger der Sozialstaatlichkeit. Wo Andere in vergleichbarer sozialer Position geschwiegen haben, um ungestört Karriere zu machen, da hat er viele Male öffentlich wirksam Stellung genommen zugunsten jener 30 bis 40 Prozent der Gesellschaft, die in Deutschland unter Armut leiden.

Nicht für seine Berufstätigkeit als Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands wird er mit dem Marburger Leuchtfeuer ausgezeichnet, sondern als eine der wenigen prominenten Persönlichkeiten, die aufrecht gegen all die zeitgenössischen Zyniker und Opportunisten eintreten.

Schneider hält nicht bloße Sonntagsreden, sondern tritt mit Gutachten und Argumenten an gegen das – von den Befürwortern der Hartz-IV-Deformen in den Medien verbreitete – verzerrte Menschenbild. Er macht deutlich: die ALG-II-Betroffenen sind keineswegs überwiegend Arbeitsscheue, Säufer oder Schnorrer, wie in allzu vielen qualitätsfernen Medien suggeriert wird. Wenn nicht Leute wie er beständig die Gelegenheit ergriffen, die zahlreichen faktischen Verächter der Menschenwürde und des Sozialstaatsgedankens in die Schranken zu weisen, gäbe es in Deutschland möglicherweise bald ebenso düstere Verhältnisse wie in den USA, wo Millionen Bürger weder eine Krankenversicherung noch genug zu essen haben.

Die Existenz von 900 Tafeln und 1,5 Millionen Bedürftigen ist ein beschämendes Zeugnis einer völlig verfehlten Politik. Die Tatsache, dass Kinder heute in der Bundesrepublik eines der größten Armutsrisiken darstellen, belegt die mangelnde Zukunftsfähigkeit der vorherrschenden Familien- und Sozialpolitik.
Bekanntlich hat nicht einmal ein deutliches Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu einer wirksamen Förderung von Kindern aus benachteiligten Familien geführt. Das sogenannte „Bildungspaket“ erfüllt die Anforderungen des BVerfG nicht.

Hier hat Schneider sich als scharfzüngiger Kritiker und unermüdlicher Mahner hervorgetan. In herausragender Weise hat er sich für die Rechte von Kindern aus sozial benachteiligten Familien eingesetzt.

Als Hauptgeschäftsführer des Paritätischen hat er Einblick in nahezu alle Bereiche der sozialen Unterstützung und Teilhabe. So engagiert er sich auch für eine wirklich menschenwürdige Pflege, für Beratungs- und Unterstützungsangebote aller Art sowie für Aufbau und Ausbau eines umfassenden Netzes sozialer Dienste. Zumeist steht dabei eine gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen am kulturellen, sozialen und politischen Leben im Mittelpunkt.

Mit dem Marburger Leuchtfeuer 2014 möchte die Jury den Preisträger darin bestärken, weiterhin konsequent gegen Armut, Ausgrenzung und die Entwürdigung benachteiligter Menschen anzugehen. Sein Einsatz für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen soll den Bürgerinnen und Bürgern als Vorbild und Ermutigung dienen.

Jürgen Neitzel

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